Jena vor dem NSU
Rechtsextremismus bis 1990 in Jena und Ostthüringen

Wie braun es in der DDR zuging und wie sich der Umgang mit dem Nationalsozialismus noch heute auf die politische Kultur auswirkt, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Zugenommen hat zuletzt die öffentliche Auseinandersetzung mit den «Baseballschlägerjahren», also des Alltags rassistischer
und extrem rechter Gewalt in Verbindung mit der Ignoranz weiter Teile der Behörden, Politik und Gesellschaft in den 1990er-Jahren in Ostdeutschland. Der Weg der Normalisierung rechtsextremer Ideologien/Strukturen führte u. a. über Rostock Lichtenhagen, DVU, NPD, den NSU und durch die Verfassungsschutzbehörden bis zur AfD. Doch über den Rechtsextremismus zwischen 1945–1990 in der DDR und speziell in Thüringen mangelt es an fundierten Beschreibungen und Analysen. Die vorliegende Studie zum (neo-)nazistischen Rechtsextremismus in Jena und Ostthüringen füllt diese Lücke.
Seit 2022 arbeitete die Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen gemeinsam mit dem Institut für Zivilgesellschaft (IDZ) Jena an der Veröffentlichung der Forschungs- und Recherchearbeit des Vorstandsmitglieds der RLS Thüringen Michael Ebenau, 2023 erschien der Band.
Für die umfangreiche Quellenstudie wertete Michael Ebenau u.a. Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv sowie Polizeiberichte und staatsanwaltliche Ermittlungsakten aus dem Staatsarchiv Rudolstadt aus.
Bibliografische Informationen
Titel: Jena vor dem NSU-Rechtsextremismus bis 1990: in Jena und Ostthüringen
Autor/in Michael Ebenau
Mitwirkende Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
Verlag Amadeu Antonio Stiftung, 2023
ISBN 3940878820, 9783940878823
Download: https://th.rosalux.de/fileadmin/ls_thueringen/dokumente/pdf/IDZ_Forschungsbericht_Vor-dem-NSU.pd
INHALT
4 VORWORT
6 VORBEMERKUNGEN
7 ZUR METHODE
7 ENTWICKLUNGSETAPPEN
9 DIE REGION
11 RÜCKBLICK: NATIONALSOZIALISMUS IN OSTTHÜRINGEN
11 GRÜNDUNGSJAHRE
12 FRÜHE KOALITIONEN
13 NATIONALSOZIALISMUS AN DER MACHT
16 ENTNAZIFIZIERUNG ODER RE-INTEGRATION?
17 THÜRINGEN
19 DIE INTEGRATION „EHEMALIGER“
22 JENAER MEDIZINER*INNEN
22 EHEMALIGE NATIONALSOZIALIST*INNEN IN NEUEN PARTEIEN
24 DIE 1950ER-JAHRE
24 PARTEIAUSSCHLÜSSE EHEMALIGER NATIONALSOZIALIST*INNEN
24 HAKENKREUZE IN DER ÖFFENTLICHKEIT
29 HAKENKREUZE UND RECHTSEXTREME ORGANISIERUNG IN DEN 1960ERN
30 ANTISEMITISMUS 1960
32 DIE „GRUPPE COSPEDA“
41 RUDOLSTADT, ZEULENRODA UND ANDERSWO: RECHTE ORGANISIERUNGSVERSUCHE
44 DIE VORGÄNGER*INNEN DER SKINHEADS IN DEN 1970ER-JAHREN
44 HEIME UND WERKHÖFE ALS RÄUME FÜR EXTREM RECHTE SOZIALISATION
46 „PUSCHKINPARKGRUPPE“ IN SAALFELD
48 BAD BLANKENBURG – CROSSEN – NEUSTADT/ORLA
49 WEHRSPORT IM RAUM JENA
52 ZWISCHENFAZIT
53 RASSISMUS
55 FUßBALLFANS
57 DIE 1980ER-JAHRE: QUELLEN DES NSU
57 NEONAZIS IN DER BUNDESREPUBLIK ALS VORBILDER
58 DIE ENTWICKLUNG IN DER DDR
61 STABILE GRUPPEN IN OSTTHÜRINGEN AB MITTE DER 1980ER-JAHRE
63 NEONAZISMUS IN WEHRAUSBILDUNGSLAGERN JENA UND GERA
64 JUNGE GEMEINDE JENA: SKINHEAD-GEWALT GEGEN PUNKER*INNEN 1987
65 REGELMÄßIGE BERICHTERSTATTUNG DER STAATSSICHERHEIT
66 MÄRZ 1988: „TERRITORIALE SCHWERPUNKTE IN DEN KREISEN GERA, JENA UND STADTRODA“
68 GERA: OPK „CONTRA“
69 JENA: CODEWORT „GLATZE“
71 DIE RECHTSEXTREME SZENE IN GERA
75 JENA IM FRÜHJAHR 1989
78 AUGUST 1989: ÜBERFALL AUF EIN JENAER WOHNHEIM
80 RUDOLSTADT – SAALFELD – KÖNIGSEE 1989
82 HERBST 1989
85 DAS JAHR 1990
86 AUGUST 1990 – TATORT JENA-WINZERLA
88 BOMBENDROHUNGEN
89 KAMPF UM DIE HÄUSER
91 NPD, REPUBLIKANER UND ANDERE
93 RESÜMEE
93 ENTWICKLUNGSLINIEN
95 ROLLE DER ZIVILGESELLSCHAFT
97 EINE KURZE CHRONIK
103 LITERATURVERZEICHNIS
103 LITERATUR
105 ARCHIVBESTÄNDE