Jährliches Gedenken der Vereinigung der Opfer des Stalinismus - Gemeinschaft ehemaliger politischer Häftlinge (VOS)
1950 wurde die Vereinigung der Opfer des Stalinismus - Gemeinschaft ehemaliger politischer Häftlinge (VOS) in Westberlin gegründet. Am 18.08.1990 gründete sich als erste Bezirksgruppe in der früheren DDR die in Gotha, am 09.02.1992 die Landesgruppe Thüringen. Seit 1991 organisiert sie jedes Jahr am 17. Juni eine Gedenkstunde in Erfurt. Schon bald setzte sich die Erfurter Gruppe dafür ein, an der Mauer der Erfurter Haftanstalt Andreasstraße eine Gedenktafel für die ehemaligen politischen Häftlinge anzubringen.
Im November 1992 war es endlich so weit: Die erste provisorische Gedenktafel für die politischen Häftlinge, die von 1950 bis 1989 hier eingesperrt und gelitten hatten, konnte an der Außenmauer des Gefängnisses neben der früheren Besucher-Pforte in Beisein des Oberbürgermeisters Manfred Ruge eingeweiht werden. Leider verschwand die Tafel mindestens zweimal wieder von der Wand, konnte aber nach polizeilicher Anzeige immer wieder aufgefunden werden.
In meiner Funktion als Erfurter VOS-Vertreter mahnte ich im Frühjahr 1993 in einem Brief an den OB Ruge, dass das "Verschwinden" der Gedenktafel nicht so leicht möglich sei, wenn sie endlich in einer soliden Form aus Stein oder Bronze angebracht wäre. Die finanziellen Probleme wurden geklärt und die Gedenktafel aus Bronze wurde angefertigt. Am 17. Juni 1994 war es dann so weit und sie konnte in würdiger Form an der Außenmauer des Stasi-Untersuchungsgefängnisses Andreasstraße eingeweiht werden.
Nach der Umgestaltung der ehemaligen Haftanstalt in die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße hat diese VOS-Gedenktafel gleich neben den neuen Eingang zur Gedenkstätte einen neuen und sogar besseren Platz bekommen. Jährlich zum 17. Juni wird nun hier des Leidens und der Befreiung von der SED-Diktatur gedacht.
Gerd-Peter Leube
Gedenktafel am Eingang der Gedenk- und Bildungsstätte Andreastraße
Gedenken am 17. Juni 2023 - 70 Jahre danach |
Fotos: Matthias Sengewald
Dr. Jochen Voit, Gedenkstättenleiter