Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf

Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) versucht im Wahlkampf die Revolution von 1989 für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Mit Parolen wie „Vollende die Wende“ unterstellt sie, die Revolution von 1989 sei nicht erfolgreich gewesen. Zugleich behauptet sie, in der Bundesrepublik herrschen heute ähnliche Verhältnisse wie in der DDR. In der Offenen Erklärung „Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf“ vom 20. August 2019 verwahren sich an den 89er Geschehnissen aktiv beteiligte Bürger und Bürgerinnen gegen solche absurden Gleichsetzungen und Aneignungsversuche der Revolution von 1989. Darunter befinden sich zahlreiche Prominente des öffentlichen Lebens.  

Frank Ebert für die Robert-Havemann-Gesellschaft
Uwe Schwabe für das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.
Ilko-Sascha Kowalczuk für die Erstunterzeichner

Download (pdf, aktualisierte Fassung vom 26. August 2019)

Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf

Die Friedlichen Revolutionen der Jahre von 1989 bis 1991 in Ostmitteleuropa und der DDR traten für die grundlegenden Menschenrechte ein und führten zum Sturz des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa. Diese Revolutionen leiteten eine globale „Zeitenwende“ ein und ermöglichten die Einigung Europas. Entscheidend waren das Zusammenwirken der Bürgerbewegung und der Menschen auf den Straßen sowie der Wille, sich der Diktatur nicht mehr zu beugen. In einem glücklichen Moment unserer Geschichte zwangen sie mit ihrem Mut, ihrer Friedfertigkeit und Wahrhaftigkeit die Diktatoren in die Knie, sie stürzten die Berliner Mauer und ermöglichten die Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990. Mit der Wiedervereinigung erfüllten sich die Ziele der Revolution: Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, offene Grenzen, ein geeintes Europa und Wahrung der Menschenrechte.

Wenn heute die „Alternative für Deutschland“ versucht, die DDR mit der jetzigen Bundesrepublik gleichzusetzen und ihre Führung versucht, sich als Vollender einer angeblich unvollkommenen Revolution anzupreisen sowie zum Aufstand aufzurufen, so wird hier eine Geschichtslüge verbreitet. Die DDR war eine kommunistische Diktatur, und die Bundesrepublik ist eine freiheitliche Demokratie. Wer diese Unterschiede nicht anerkennt, verharmlost die SED-Diktatur. Deutschland braucht keine Revolution 2.0, wir werden nicht unterdrückt, wie es die Staatssicherheit im Auftrag der SED praktizierte. Wir lehnen Parolen wie: „Hol Dir Dein Land zurück – vollende die Wende!“, die etwa die Brandenburger AfD im Wahlkampf einsetzt, ab. Das ist bereits unser Land!

Für die Demagogen der AfD sind wir 1989 nicht auf die Straße gegangen. Wir haben ein Land, in dem noch viel zu ändern und zu verbessern ist. Das ist in der Demokratie immer so. Demokratie ist anstrengend, weil viele Interessen um den besten Weg gemeinsam ringen. Lasst uns gemeinsam anstrengen, lasst uns gemeinsam die garantierten Grundrechte im Grundgesetz verteidigen und lasst uns gemeinsam nach Verbesserungen für unsere Gesellschaft suchen. Dafür brauchen wir keine Spalterpartei wie die AfD. Spaltung hatten wir in Deutschland lange genug!         

18. August 2019

 

Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner:

Marianne Birthler
Frank Ebert
Rainer Eckert
Ralf Hirsch
Freya Klier
Ilko-Sascha Kowalczuk
Gerd Poppe
Werner Schulz
Uwe Schwabe
Annette Simon

Alle Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:

www.havemann-gesellschaft.de/beitraege/nicht-mit-uns-gegen-den-missbrauch-der-friedlichen-revolution-1989-im-wahlkampf/  
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