Die Computergestützte Zusammensetzung von zerrissenen Stasi-Akten kann endlich weiter gehen.

Verein begrüßt Vergleich. PM 31.05.2024

Der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V. in Berlin begrüßt, dass es nach einem gerichtlichen Vergleich Fortschritte bei der computergestützten Wiederherstellung von Stasiakten geben kann. Ein Gericht hatte einen Vergleich zwischen dem Bund und der Fraunhofer Gesellschaft angeregt, der jetzt den Weg für weitere Schritte frei macht. Jahrelang hatten sich beide Parteien um die Bezahlung des ersten Arbeitsschrittes gestritten. Das hatte der Bund zum Vorwand genommen, keine weiteren Arbeitsschritte auszuschreiben. „Unser Verein hat schon vor Jahren vorgeschlagen die Konflikt um die Altforderungen und die Ausschreibung der weiteren computergestützten Akten zu trennen. Insofern begrüßen wir es es, dass das Bundesarchiv diesem Vorschlag gefolgt ist. Jetzt können endlich Akten, auf die die Bespitzelten und die Forschung seit Jahren warten, rekonstruiert werden“ so Joachim Goertz, der stellvertretende Vereinsvorsitzende. „Es ist allerdings zu bedauern, dass die sogenannte virutelle Rekonstuktion fast 15 Jahre lang brach lag.“ 
Der Präsisdent des Bundesarchivs, Prof. Michael Hollmann hat den Vergleich kürzlich in einem Interview mit dem Verein bestätigt. Demnach soll jetzt, nachdem eine Interessensabfrage abgeschlossen ist, eine ergebnisoffene Ausschreibung erfolgen, die auch mögliche KI-Lösungen einbezieht. Dies setzte aber die Bereitstellung von entsprechenden Finanzen voraus, so Hollmann. Im Stasiarchiv lagern immer noch über 10.000 Säcke mit Stasi-Unterlagen, die die Offiziere hektisch zerrissen, um zu verhindern, dass Bürger bei der Stasiauflösung die Akten in die Hand bekamen. Der deutsche Bundestag hatte mehrfach, zuletzt 2019, für die Fortsetzung der virtuellen Rekonstruktion votiert. 

Veröffentlichungen in: H-und-G.info (Aufarbeitungsforum Heute und Gestern online)
Mehr Informationen unter http://horch-guck.de/7/stasi-puzzle
Das Interview mit Prof. Hollmann https://www.youtube.com/watch?v=I-HDYfpB2ew  

Foto (Matthias Sengewald): In Erfurt wurden bei der Stasibesetzung am 4.12.1989 Säcke mit zerissenen Akten im Keller der Bezirksverwaltung gefunden.