Gemeinsame Erklärung von „Freiheit e.V.“, VOS und der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ zur künftigen Bildungs- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-U-Haft Andreasstraße in Erfurt
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Die gemeinsame Erklärung wurde am 18. 3. 2010 von „Freiheit e.V.“ und der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ beschlossen und unterzeichnet. Bei der konstituierenden Sitzung des Beirates der künftigen Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße am 4. Juni 2010 hat sich die "Vereinigung der Opfer des Stalinismus – VOS“ (Landesgruppe Thüringen) der Erklärung angeschlossen.
Wortlaut der Erklärung:
Freiheit e.V.“ und die „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ haben sich heute am 18. 3. 2010 getroffen, um über anstehende Fragen des gemeinsamen Interesses an der Einrichtung einer Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße Erfurt in der ehemaligen MfS-U-Haft in Erfurt zu beraten.
„Freiheit e.V.“ und die „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ stellen fest, dass ungeachtet bestehender Unterschiede und entgegen anderslautender Behauptungen schon seit Beginn des Einsatzes für die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt Einigkeit in folgenden Vorstellungen besteht:
1. In der Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße Erfurt sollen Zeitzeugen unter Wahrung ihrer jeweils individuellen Erfahrungen in der konzeptionellen Erarbeitung, den Ausstellungen, der Bildungsarbeit und im Dialog mit wissenschaftlicher Arbeit beteiligt sein. Zeitzeugen sind Opfer und Akteure der Überwindung der SED-Diktatur ebenso wie die Menschen. die die Folgen der SED-Diktatur im Alltag ertragen mussten; Widerstand und Opposition und Haft müssen sich wiederspiegeln.
2. Der als Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt vorgesehene Westflügel soll folgende Gestaltung erhalten:
- Die zu erheblichen Teilen original erhalten gebliebene Haftetage im 2. OG des Westflügels erfordert deren Erhaltung und eine sensible und zurückhaltende Gestaltung zum Ort des Gedenkens an die Opfer der Diktatur, ergänzt mit dem Hinweis auf die Nutzung als Lager zur Erhaltung von MfS-Akten.
- Im 1. Obergeschoss soll durch eine Dauerausstellung zur Diktatur in der SBZ und der DDR die Aspekte von Haft, der Auseinandersetzung mit der Diktatur, deren Überwindung in der friedlichen Revolution und den Folgerungen für freiheitliche Demokratie und ziviles Engagement informiert und zur weiteren Auseinandersetzung angeregt werden.
Dabei zwingt die Fülle der Themen zu einer strengen Auswahl in der Dauerausstellung, ohne aber die Breite der Thematik zu vernachlässigen.
- Zugleich erfordert diese Fülle die laufende Erarbeitung bzw. Einbeziehung von Sonder- und Wanderausstellungen in den anderen Bereichen sowie Möglichkeiten, sich weitere Materialien – im Bildungsbereich - zu erschließen.
3. Für die Bildungsarbeit sind geeignete Räume und Möglichkeiten der Arbeit mit Gruppen, insbesondere auch Jugendgruppen, für Einzelpersonen zur individuellen Recherche und intensiven Befassung, sowie für Veranstaltungen in kleinerem Format zu schaffen.
4. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Historikern, Museologen und Pädagogen ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit, die auch den Generationswechsel im Blick hat. Die pädagogische Arbeit muss professionellen Ansprüchen genügen, um den unterschiedlichen Zielgruppen gerecht werden zu können und nachhaltig Einsichten und Erkenntnisse vermitteln zu können.
5. Eine Bereitstellung von Arbeits- und Beratungsräumen für die beteiligten Initiativen und Vereine muss so erfolgen, dass die unmittelbare Tätigkeit der Bildungs- und Gedenkstätte nicht beeinträchtigt wird.
6. Ziel der Arbeit in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt mit der Ausrichtung auf „Gedenken, Erinnern und Lernen" und mit Blick auf heute ist es, die freiheitliche Demokratie zu stärken und Zivilcourage zu fördern.
am 18. 3. 2010 am 4. 6.2010:
Barbara Sengewald Joachim Heise Wolf-Dieter Meyer
Vorsitzende Vorsitzender Vorsitzender Vereinigung
Gesellschaft für Zeitgeschichte Freiheit e.V. der Opfer des Stalinismus (Landesgruppe Thüringen)