Geschichtsverbund Thüringen fordert Beibehaltung der Unterrichtstunden in den gesellschafts-wissenschaftlichen Fächern

Demokratie braucht aufgeklärte Menschen! Deswegen Geschichte, Sozialkunde, Geografie und Ethik in der Schule stärken und außerschulische Lernorte nutzen.

15.12.2023

Thüringen ist vielfältig! Thüringen ist reich an historischen Orten und seit Jahren existiert mit dem „Geschichtsverbund Thüringen - Arbeitsgemeinschaft zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ ein vielfältiges Netzwerk an außerschulischen Lernorten, das sich beispielhaft mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt.
Der im September 2023 vom Thüringer Bildungsministerium (TMBJS) vorgelegte „Entwurf einer Verordnung zur Vereinheitlichung der Organisation sowie der Unterrichtsgestaltung“ sieht einen Neuzuschnitt und -verteilung der Stundentafel in Regelschule und Gymnasium vor. Um das neue Fach „Medienkunde und Informatik“ regelhaft im Stundenplan zu verankern, werden andere Fächer im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich gekürzt oder zur Wahl gestellt.
Der Thüringer Geschichtsverbund spricht sich mit größtem Nachdruck dafür aus, an der bisherigen Stundenanzahl der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer festzuhalten und vielmehr noch die Möglichkeit des fächerübergreifenden oder außerschulischen Unterrichts insbesondere auch an außerschulischen Lernorten zu nutzen. Diese sind tatsächliche „Bildungsgelegenheiten“ im Sinne des „Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre“. Hier werden in besonderer Weise die eingeforderte Vermittlung und Reflexion von „Identität, Werten und Sinn“ möglich. Außerschulische Lernorte sind Orte, „die Geschichte und Struktur haben (Bauten, Umwelten, Landschaften, Traditionen, Geschichten, Grenzen), aber auch Interpretationen, Auseinandersetzungen, Aneignungen und Wandlungen ermöglichen“. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen im Kontext mit Zeitzeugen und Gedenkorten nachhaltige Einsichten bei den Schülerinnen und Schülern bewirken.
In Zeiten des Lehrerinnen- und Lehrermangels und zunehmend interdisziplinärer Wissensvermittlung ist es geradezu geboten, die vorhandenen Kompetenzen auch außerhalb der Schule zu nutzen. In Gedenkstätten, Museen, Archiven und der breitgefächerten Wissenschaftslandschaft Thüringens gibt es viel Expertise und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um historische bzw. ethische Fragen, aber auch Fragen der politischen Bildung zu bearbeiten.
Dabei kann außerschulische Bildung fachgegenständliches Lernen nicht ersetzen. Daher bedarf es auch weiterhin eines auskömmlichen Zeitdeputats für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer in der Schule. In der schulischen Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten und externen Netzwerken lässt sich jedoch die historische und politische Bildung der Schülerinnen und Schüler festigen und struktureller Lehrermangel abfedern.

Die thüringische Bildungslandschaft ist stark, wenn sie all ihre Möglichkeiten nutzt.

Die Mitglieder des „Geschichtsverbund Thüringen - Arbeitsgemeinschaft zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“:
Bundesarchiv – Stasiunterlagenarchiv in Erfurt, Gera und Suhl,
Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth
Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW),
Freiheit e.V., Förderverein Gedenkstätte Andreasstraße, Erfurt,
Gedenkstätte Amthordurchgang Gera e.V.,
Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V. Erfurt,
Grenzlandmuseum Eichsfeld, Teistungen
Grenzmuseum Schifflersgrund, Asbach,
Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA), Erfurt,
Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt,
Point Alpha Stiftung, Geisa,
Stiftung Ettersberg, Weimar,
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora,
Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ , Jena