Erstmals Internetauftritt zu allen Stasi-Besetzungen in den 15 Bezirken der DDR

Gemeinschaftsinitiative von Aufarbeitungsvereinen und Bürgerkomitees | Start zum Jahrestag der ersten Besetzungen am 4. Dezember

 

In den Tagen vom 4. bis 6. Dezember 1989 verschafften sich Bürger Zutritt zu allen Bezirksverwaltungen und den meisten Kreisdienststellen des "Ministeriums für Staatssicherheit der DDR", der berüchtigten "Stasi". Sie legten die Arbeit lahm und besetzten vielerorts die einstigen Zentren der Überwachung dauerhaft, bildeten Bürgerkomitees und versuchten die Akten vor der Zerstörung zu sichern. Den Auftakt machte am 4. 12. Erfurt, am selben Tag, am 5. und 6. Dezember 1989 folgten die anderen Bezirksstädte der DDR und viele der über 200 Kreise.

Die Art und Weise, wie einer der mächtigsten Geheimpolizeiapparate einer Diktatur von der Bevölkerung aufgelöst wurde, erregt weltweit Aufsehen. Umso erstaunlicher ist es, dass es bisher keine Gesamtdarstellung der Geschehnisse in den Regionen gibt. Der Internetauftritt http://stasibesetzung.de will diese Lücke schließen. Erstmals werden die Ereignisse in den 15 Regionen in Rechercheberichten, Zeitzeugenerinnerungen und Dokumenten dargestellt.

Schon auf den ersten Blick zeigt sich, dass die Abläufe Ähnlichkeiten, aber auch bisher vernachlässigte Unterschiede aufweisen. In Erfurt begannen die Aktionen weitgehend spontan, während sie in der Bezirksverwaltung Berlin und in Gera anfangs von oben gesteuert wurden. In Schwerin plädierten Teile des Bürgerkomitees, offenbar beraten durch ehemalige Stasi-Leute, für die Vernichtung eines großen Teiles der Stasi-Unterlagen, in Rostock und Erfurt war man dagegen. Leipzig weigerte sich sogar Akten an das Innenministerium herauszugeben.

Dieser Internetauftritt - allein dies eine Besonderheit- ist das Ergebnis einer Kooperation von ehemaligen Bürgerkomitees, von Aufarbeitungsvereinen und Einzelpersonen, die in den Regionen in dieser Tradition stehen. Die Artikel sind überwiegend aus diesem Kreis in den jeweiligen Regionen verfasst. Sofern namentlich gekennzeichnet, geben sie die Auffassung des einzelnen Autors wieder.

Zur Gruppe der Initiatoren gehören:
Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V., Berlin: Gesellschaft für Zeitgeschichte, Erfurt; Bürgerkomitee Leipzig; Bürgerkomitee Magdeburg; Bürgerkomitee Zella-Mehlis/Suhl; Gedenkstätte Bautzener Straße/Bürgerkomitee, Dresden; Zeit-geschichten, Halle; Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg e.V., Potsdam: Initiative Aufarbeitung; Cottbus. Zu den Regionen Schwerin, Gera, Chemnitz, Neubrandenburg, Frankfurt, etc. bestehen Einzelkontakte.

Die Homepage ist zum 4. Dezember 2019 live geschaltet und hat zunächst die Ereignisse im Dezember vor 30 Jahren v.a. in den Bezirksstädten zum Schwerpunkt. Sie ist und bleibt im Aufbau und wird kontinuierlich ergänzt. 2020 werden sich dann wesentliche Teile der Besetzung der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg am 15. Januar widmen, danach wird ein weiterer Schwerpunkt im Einsatz der Bürgerkomitees für das Stasi-Unterlagen-Gesetz und den Aufbau der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen liegen. Über wichtige Neuerungen werden wir informieren. Ansonsten lohnt es sich, kontinuierlich die Homepage zu besuchen und Neues zu entdecken.

Der Internetauftritt wird inhaltlich primär vom Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V., Berlin betreut, technisch primär von der Gesellschaft für Zeitgeschichte Erfurt.

Ansprechpartner:

Dr. Christian Booß, Berlin
Matthias Sengewald, Erfurt
0179 3249248
post@stasibesetzung.de
https://stasibesetzung.de/